schwarz-transSeit die ersten unbegleiteten jugendlichen Flüchtlinge nach Ochsenfurt kamen, bin ich im Bereich der Flüchtingsarbeit aktiv. Wir haben in unser Haus hier, das ja auch Büro und Literaturhaus ist, zeitweilig eine syrische Familie aufgenommen. Zur Zeit wohnt ein junger Mann aus Nigeria bei uns, der hier Automechaniker lernt. Es gibt Gitarrenunterricht für die Jugendliche bei uns im Saal. Hier in Ochsenfurt sind viele Bürger aktiv in der Unterstützung der Flüchtlinge. Im Umgang mit Ämtern ebenso, wie bei der Hilfe in alltäglichen Dingen. Es ist eine gute Solidarität, die einfach da ist und nicht vereinnahmt.

Diese Flüchtlinge sind fast alle traumatisiert. Sie haben Schreckliches erlebt, haben Kinder oder Eltern verloren, stehen vor dem Nichts. Viele der Familien hier am Ort stammen aus Schlesien, Pommer und Ostpreußen. Sie haben eine Familenerinnerung, die mit dem Erleben der Flüchtlinge aus Syrien, aus Eritrea, Afghanistan oder dem Irak korrespondiert. Das schafft eine zusätzliche Nähe und Nähe schafft solidarisches Miteinander.

Selbstverständlich müssen wir immer und immer wieder fordern: Keine Waffenverkäufe mehr in den Nahen und Mittleren Osten, kein Anheizen der Kriege im Interesse der Shareholder-Value. Auch dazu müssen wir auf die Straße gehen. Wir müssen sichtbar sein, für den Frieden und für die Solidarität mit Flüchtlingen. Wir wollen nicht von Obergrenzen schwafeln zu einer Zeit, wo es darum geht von Humanismus zu reden. Wir wollen aber auch nicht schweigen über Waffenhandel und Militärpolitik, über die Interessen der imperialistischen Zentren.

Ich habe viele Freundinnen und Freunde gewonnen unter den Flüchtlingen. Und viele Schicksale sind mir nahe gegangen. Bitte engagieren auch Sie sich für Flüchtlinge und Migranten, für Menschenrecht — und für den Frieden, ohne den alles nichts ist.