Würzburg. Am 7. April 1919 um 14:00 Uhr rief der Schreiner Toni Waibel die Räterepublik in Würzburg aus. Auch wenn diese im Gegensatz zu der in München nur wenige Tage Bestand hatte, war es doch ein historisch einschneidendes Ereignis in der Bischofsstadt am Main. Um den revolutionären Ereignissen von damals zu gedenken, luden der DGB Kreisverband Würzburg, die WürzburgSPD und DIE LINKE. Würzburg am 13. April zu einer gemeinsamen Kooperationsveranstaltung ein, an der rund 60 Geschichtsinteressierte teilnahmen. Die Kooperationsveranstaltung war zweigeteilt in eine 90-minütige Stadtführung unter der Leitung von Stadtheimatpfleger Dr. Hans Steidle und einen Vortrag von Historiker Dr. Karsten Krampitz.

100 Jahre Würzburger Räterepublik

© Viktor Grauberger

Dr. Steidle führte die Interessierten an ausgewählte Orte der historischen Ereignisse und brachte diese den Hörerinnen und Hörern mit lebendigen und detailreichen Schilderungen nahe. Stationen der Führung waren u.a. die SPD Zentrale in der Semmelstraße, das heutige Finanzamt und die Hofstraße, vor dem Residenzplatz. Im Anschluss an die Führung zog es viele der Teilnehmenden zum zweiten Teil der Veranstaltung in die Barockhäuser, wo Getränke, Snacks und Musik von der DGB Songgruppe sie bereits erwarteten.

100 Jahre Würzburger Räterepublik

© Viktor Grauberger

Nach einer kurzen Begrüßung durch den DGB-Gewerkschaftssekretär Viktor Grauberger sprachen die neugewählte Vorsitzende der WürzburgSPD Freya Altenhöner und die LINKE Bundestagsabgeordnete Simone Barrientos Grußworte. Dann begann schließlich der Vortrag von Dr. Krampitz, der auch auf die Rätebewegungen der Zeit in Berlin und München einging und besonders Toni Waibel zu rehabilitieren gedachte.
Die beteiligten Akteure äußerten allesamt ihre Freude über die Kooperation „der drei Flügel der Arbeiterbewegung“, wie es Dr. Steidle formulierte. Sowohl DGB, als auch SPD und LINKE betonten die häufig gemeinsamen Interessen und Ideale, für die es sich zusammenzustehen und einzusetzen lohnt, ebenso auch die Bereitschaft dies in der Praxis umzusetzen. Diese Einschätzung wurde in den Grußworten deutlich, doch auch mehrere Stadträte von SPD und LINKEN teilten diese. Zum Ende der Veranstaltung wurde die Einigkeit einen Augenblick lang für alle im Saal spürbar, als man gemeinsam das Arbeiterlied „Brüder zur Sonne, zur Freiheit“ sang – so wie es über Parteigrenzen hinweg auch bei den Maikundgebungen in Würzburg Tradition hat.

100 Jahre Würzburger Räterepublik

V.l.n.r.: Dr. Karsten Krampitz, Simone Barrientos, Freya Altenhöner, Karin Dauer, Viktor Grauberger. ©Viktor Grauberger

Pressemitteilung der DGB-Region Unterfranken, Kreisverband Würzburg