Am Freitag, 7. Februar 2020, füllte sich der Buchladen Neuer Weg zu einer außergewöhnlichen Lesung. DIE LINKE hatte eingeladen und Simone Barrientos, Mitglied des Bundestages und kulturpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, und Stadtrat Sebastian Roth, OB-Kandidat der LINKEN für Würzburg, begrüßten die zahlreich erschienenen Gäste und den Rezitator Wolfgang Hausmann aus der Metropole Ruhr.

„Der junge Karl Marx – Ein Romantiker!“ war sein Thema und überraschte die Zuhörer mit mal nüchternen, aber auch liebestrunkenen Gedichten. Die lyrische Produktivität des jungen Marx war enorm, hatte er doch an der Universität Bonn neben juristischen etliche philologische Vorlesungen bei August Wilhelm Schlegel, der mit seinem Bruder Friedrich zu den Vordenkern der deutschen Romantik gehörte, belegt. Wichtige Themen der biedermeierlichen Lyrik waren Liebe, Religion, Vergänglichkeit, Entsagung und häusliches Glück. Da reimt sich Herz ganz ungebrochen noch auf Schmerz, da treten märchenhafte Landschaftsgeister und Blumenkönige, Elfen und Nixen auf, und Wahnsinnige, Verzweifelnde oder Zerrissene beklagen strophenreich ihr Leid.

Eine weitere Überraschung brachte eine Verlosung zutage. Mit einer Flasche Riesling von der Ruwer aus alten Reben von Parzellen, die von der Familie Marx fast dreißig Jahre bewirtschaftet wurden, verließ ein Zuhörer die Veranstaltung. Hausmann kennt den Winzer, der nun das Weingut in der 6. Generation bewirtschaftet, und hatte vor zwei Jahren von der Idee erfahren, an „DAS KAPITAL“ von dem Hektar des Herrenberges zu erinnern.

Die Jenny von Westphalen gewidmeten Gedichte waren nicht nur romantisch, sondern hochromantisch, der literarischen Form zufolge geprägt von stark individualisierten Äußerungen von Sehnsucht und Leidenschaft und einem tiefen Einssein mit der Natur. Dieser Abend mit poetischen Zeugnissen gefiel – trotz alledem. Schon in jungen Jahren war Marx kein Langweiler. Das Kommunistische Manifest und das Kapital von Karl Marx gehören halt zu den bedeutendsten Schriften des 19. Jahrhunderts und haben die europäische Moderne entscheidend geprägt.

 

Darum lasst uns alles wagen,

Nimmer rasten, nimmer ruhn.

Nur nicht dumpf so gar nichts sagen

Und so gar nichts woll´n und tun.

 

Nur nicht brütend hingegangen,

Ängstlich in dem niedern Joch,

Denn das Sehen und Verlangen

Und die Tat, sie blieb uns doch.

 

Karl Marx (1818 – 1883), deutscher Philosoph, Sozialökonom und sozialistischer Theoretiker