Für seinen Blog novelero hat mich der Journalist Sandro Abbate zur Situation der Kultur in Corona-Zeiten interviewt.
Hier ein Auszug:
»In unserer Gesellschaft werden mehr und mehr Bereiche wirtschaftlichen Regeln untergeordnet, wodurch sie zu Rentabilität und Gewinnmaximierung gezwungen werden. Kann man Kultur überhaupt nach betriebswirtschaftlichen Maßstäben beurteilen?
Kultur hat einen besonderen, demokratierelevanten Stellenwert. Daher dürfen wir sie nicht in erster Linie nach betriebswirtschaftlichen Maßstäben beurteilen. Und genau deswegen muss die Kultur als Staatsziel im Grundgesetz festgelegt werden.
Ein neoliberales Dogma ist ja die Behauptung, dass jeder seines Glückes Schmied sei. Wer sich genug anstrengt, verdient auch genug. In Hartz IV-Sätzen ist das kulturelle Leben kaum berücksichtigt. Ist Kultur nur etwas für Besserverdienende oder sollte Kultur nicht vielmehr ein Bürgerrecht für alle sein?
Wir haben in diesem Land riesige Defizite bei der kulturellen Teilhabe. Dabei spielt natürlich Geld eine Rolle – das Hartz IV menschenunwürdig ist und abgeschafft gehört, ist für mich ganz klar.
Gleichzeitig wirken aber auch andere Hürden: An den Kunsthochschulen z. B. studieren hauptsächlich Menschen aus reichen, gebildeten Familien. Für genau die ist es viel einfacher, im prekären Kreativbereich zu überleben, denn sie haben die Kontakte und das Geld. Und das beeinflusst die Art und Weise, wie im Kulturbereich über Armut und Klasse gesprochen, wie diese Themen gezeigt oder gerade nicht gezeigt werden.«
novelero.de, 19.01.2021, online nachzulesen auf novelero.de