Sehr geehrter Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Der hier vorliegende Antrag der AfD zum Freiheits- und Einheitsdenkmal ist – man kann es ganz kurz machen – wie die AfD: hinterlistig, rückwärtsgewandt, überflüssig.

(Beifall bei der LINKEN)

Man kann es noch genauer sagen: Ein Scheinphilosoph – Jim Knopf, der Scheinriese; Sie erinnern sich – hantiert mit Scheinargumenten. Aber wenn man die Katze aus dem Sack holt, dann versteht man: Hier geht es um des Kaisers Bart. Es geht um Kaiser Wilhelm, um genau zu sein, um den Kaiser also, der verantwortlich ist für den deutschen Kolonialismus, für den Genozid an den Herero, für den Ersten Weltkrieg.

Die AfD will unter dem Deckmantel des Denkmalschutzes den wilhelminisch-preußischen Geist wiederbeleben. Da machen wir nicht mit; wir lehnen den Antrag ab; völlig klar.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Klar, auch Die Linke hat Bedenken und hat mit diesem Einheitsdenkmal nicht viel am Hut. Es ist auch nach unserer Auffassung der falsche Ort; die Kostenfrage ist heikel; denkmalschutzrechtliche Bedenken wurden bagatellisiert, und der Entwurf ist, so finden wir, nicht zeitgemäß, nicht mehr; es ist viel Zeit vergangen.

Der entscheidende Unterschied aber zwischen unserer Kritik am Denkmal und dem Antrag der AfD ist, dass es uns tatsächlich um die damals friedlich demonstrierenden Menschen geht.

(Lachen bei Abgeordneten der AfD)

Denen da, der AfD, geht es – ich habe es schon gesagt – um des Kaisers alten Bart, und – wer weiß – vielleicht auch um ein anderes kleines Bärtchen.

(Zuruf von der AfD: Frechheit! – Weitere Zurufe von der AfD)

Erlauben Sie mir anlässlich der Gedenkstunde heute Morgen, mal was ganz Grundsätzliches anzubringen, was mich wirklich umtreibt. Kollege Kahrs sprach neulich davon, dass Hass hässlich macht.

(Lars Herrmann [AfD]: Ja, gucken Sie mal Frau Nahles an!)

Ich glaube, wenn man es so formuliert, macht man es sich zu einfach. Ich glaube nämlich nicht, dass es Hass ist, der die, die in der AfD das Sagen haben, antreibt. Es ist Verachtung. Es ist Freude daran, Angst zu schüren. Es ist Freude daran, Hass zu säen. Und es ist Freude daran, zu zerstören.

(Zurufe von der AfD)

Es geht um Macht. Aber entscheidend ist, dass diese Leute abgrundtief böse sind – ganz, ganz böse.

(Karsten Hilse [AfD]: Das kann doch nicht wahr sein! – Weitere Zurufe von der AfD)

Victor Jara, der chilenische Sänger, den die Faschisten im Stadion von Santiago de Chile ermordet haben, hinterließ ein letztes Gedicht. Kurz vor seiner Ermordung hat er es geschrieben. Darin heißt es in einer Nachdichtung von Leander Sukov: Welches Grauen schafft die Fratze des Faschismus!  Die führen ihre Pläne kunstvoll präzise aus. Sie achten nichts. Und jeder vergossene Tropfen Blut ist ihnen Orden, und jedes Massaker ist ihnen Heldentat.

(Corinna Miazga [AfD]: Zum Thema! – Stephan Protschka [AfD]: So wie Stalin, Ihr Freund, oder Honecker!)

Das sind diese Menschen.

Vor 50 Jahren ohrfeigte Beate Klarsfeld den amtierenden Bundeskanzler Kiesinger. Der sprach danach von „Radaugruppen in Universitätsstädten“, und brachte sie damit in Verbindung. Das waren die Studentenunruhen, die ebenfalls sehr antifaschistisch geprägt waren.

Und schon sind wir im Heute. Ich muss wirklich sagen: Wenn einzelne Kolleginnen und Kollegen – nicht alle – immer wieder daherkommen und Linke und Rechte in eine Ecke stellen, dann ist das verdammt nochmal unredlich. Das gehört sich nicht.

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN sowie des Abg. Karsten Hilse [AfD] – Karsten Hilse [AfD]: Unredlich! Genau!)

Denn die einen treibt Humanismus, die anderen treibt Menschenverachtung. Man diffamiert also die einen und verharmlost die anderen.

(Zuruf des Abg. Leif-Erik Holm [AfD])

Deshalb sagt diese Gleichsetzung deutlich mehr über diejenigen aus, die sie in die Welt bringen, als über uns.

Letzter Satz.

Das Freiheits- und Einheitsdenkmal wird kommen. Mir wäre lieber, es käme eine Politik, die die Lebensleistung auch der Menschen aus den neuen Bundesländern anerkennt und denen, die damals friedlich demonstrierten und hoffnungsvoll in die Zukunft schauten, mit Respekt begegnet.

(Stephan Protschka [AfD]: Sie wollten es ja nicht! Sie wollten die Mauer behalten! Sie haben geschossen!)

Danke schön.

(Beifall bei der LINKEN)