In meiner zweiten Woche als Praktikantin im Büro von Simone und ihrem Team bin ich mit Eindrücken überhäuft, da weiß man, oder besser gesagt, ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Deshalb versuche ich, dies hier ein bisschen wie ein Tagebuch zu gestalten.

Montag: 09.09.2019

Am Montag durfte ich mit Simone und Lisa, ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiterin, die Arbeitsgruppe Kultur und Medien besuchen. Da alle gerade aus der Sommerpause gekommen sind, gab es zuerst einen groben Überblick darüber was so in der Pause gemacht wurde. Simone war zum Beispiel unter anderem mit der Parlamentariergruppe Andenstaaten in Peru und Kolumbien und in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma, was ihr auch auf ihrer Facebookseite verfolgen konntet. Des Weiteren stellte sich die neue Referentin vor und man besprach einen Antrag, der durch die Arbeitsgruppe verabschiedet werden soll. Dadurch habe ich einen kleinen Einblick in die Arbeitsabläufe der Abgeordneten erhalten und gesehen, mit wie viel Arbeitsaufwand überhaupt ein Antrag verbunden ist.
Später am Tag durfte ich Simone zur Fraktionssitzung begleiten, für mich ein riesiges Ereignis. Ich hörte gespannt zu, was die einzelnen Abgeordneten zu sagen hatten und muss feststellen nachdem die Sitzung zu Ende war, war ich ebenfalls fertig. Ich war schon lange nicht mehr so müde, aber dennoch war es eine wahnsinnige Erfahrung, so etwas einmal erlebt zu haben.

Dienstag: 10.09.2019

Vertreter*innen der Deutschen Chorjugend (Ludger Eickhoff & Hendrike Schoof) mit Simone Barrientos

Der Dienstag stand ganz im Zeichen des Haushaltsplans. Ich schaute mir den Haushaltsplan und das dicke grüne Heft der dazugehörigen Erläuterungen an, während nebenan die ersten Debatten begannen. Lisa erklärte mir dann, wie sich dazu die Anfragen und Anträge ergeben und gab mir Zeit, dies selbst nachzuvollziehen. Ich muss gestehen: Ich könnte nicht so viel Geduld aufbringen und das Ganze durcharbeiten bis zur letzten Seite, aber ich fand es dennoch spannend zu sehen, wie sich alles zusammensetzt. Der spannendste Punkt für mich an diesem Tag war das Mitwirken an Simones Rede für das Plenum. Ich schaute mir dazu ihre vergangenen Reden und die Reden kulturpolitischer Sprecher*innen anderer Fraktionen an. Ich hoffe natürlich sehr, dass auch ich als „Laie“, einen kleinen Teil beitragen konnte. Simone hatte anschließend noch Besuch von Vertretern der Deutschen Chorjugend, den ihr ebenfalls auf ihrer Facebookseite nachverfolgen könnt. So ging dann auch dieser spannende Tag zu Ende.

Mittwoch: 11.09.2019

Wir starteten mit einer leichten Aufregung aufgrund von Simones Rede im Plenum in den Tag. Lisa hatte mir die endgültige Fassung von Simones Rede ausgedruckt und während ich diese las, machte sich Simone fertig und ging dann ins Plenum. Wir schauten im Büro die Reden der anderen Abgeordneten an und fieberten Simones Rede entgegen. Dann war es endlich so weit und ich muss sagen: Man sieht so etwas nochmal mit ganz anderen Augen, wenn man eine direkte Verbindung zu dem Ganzen hat. Ich muss ja nicht sagen, dass ich Simone klasse fand, mach’ ich aber trotzdem: Simone, du warst super! Für mich wieder ein unglaubliches Ereignis, aber der Tag ist auch ein Tag, der durch viele furchtbare geschichtliche Ereignisse geprägt ist. Natürlich denkt hierbei jeder sofort an die Terroranschläge 2001 in den USA, aber viele vergessen dabei den Putsch in Chile 1973. Simone hat, anlässlich dazu ein Gedicht von Leander Sukov vorgetragen, welches ich mit ihr aufnahm. Und auch ich setzte mich da erst richtig damit auseinander. Ich kannte zwar das Geschehen bereits aus dem Geschichtsunterricht in der Schule, aber da wurde es nur beiläufig erwähnt in einer Reihe von anderen geschichtlichen Ereignissen. Der Putsch war eines der zentralen Ereignisse im Kalten Krieg und führte dazu, dass die demokratisch gewählte Regierung durch das Militär gestürzt wurde und Chile anschließend eine Diktatur wurde. Die Idee, das Gedicht als Erinnerung dazu vorzutragen, war sehr schön und passend, auch wenn ich nicht unbedingt die beste Kamerafrau bin. Hiermit entschuldige ich mich für die wackeligen Aufnahmen und gelobe Besserung.

In Gedenken an den vergessenen 11. September

Der 11. September 1973Gedicht von Leander Sukov

Gepostet von Simone Barrientos – DIE LINKE am Mittwoch, 11. September 2019

Donnerstag: 12.09.2019

Morgens durfte ich an einem Gespräch mit Petra Sitte und einer Vertreterin des Freischreiber Verbandes teilnehmen. Das Gespräch war für mich sehr interessant, und die Probleme der freischaffenden Journalisten gehen mir seither nicht mehr aus dem Kopf. Die schlechte Vergütung ihrer Arbeit, sowie die Schwierigkeiten mit dem Urheberrecht oder die Probleme mit dem Pflegegeld empfand ich als erschreckend. Mir war dieses Gespräch persönlich sehr wichtig und ich muss sagen: Ich hätte nie damit gerechnet, dass sich die Situation doch als so schwierig erwies. Und während ich noch über das Gespräch grübelte, waren Simone und ich schon auf dem Weg zum Fachgespräch über die Krise in Venezuela unterwegs. Auch dieses Gespräch verließ ich nachdenklich, aber darüber konntet ihr ja bereits etwas lesen.

Im Rückblick auf die Woche möchte ich sagen: Für mich war die Woche anstrengend und gefüllt mit jeder Menge neuer Erfahrungen, für die ich sehr dankbar bin.

Bericht von Alicia Löffler