Nahezu 70 Verlegerinnen und Verleger sowie Autorinnen und Autoren, Fachpolitiker und Fachpolitikerinnen bundesweit waren der Einladung der kulturpolitischen Sprecherin der Linksfraktion Simone Barrientos und Petra Sitte, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, gefolgt. Die Frage nach der gesellschaftlichen Bedeutung und den Herausforderungen unabhängigen Verlegens standen im Zentrum der ersten Gesprächsrunde des Fachgesprächs der Fraktion DIE LINKE.
„Wenn wir davon ausgehen, dass alle Bücher gleichermaßen als Kulturgüter anzusehen sind, dann müssen wir uns für diese Vielfalt und eine diversifizierte Verlags-Szene einsetzen. Wenn wir uns der Pluralität verpflichten, dann müssen wir uns fragen, wie können wir dazu beitragen, dass nicht immer die gleichen Perspektiven in Form von wenigen Beststellern auf dem Markt sind, sondern diverse Stimmen und Blickwinkel“, begründete Simone Barrientos zu Beginn der Veranstaltung die kulturpolitische Bedeutung und ihr persönliches Interesse an der hochaktuellen Thematik.
Seiltanz ohne Netz und doppelten Boden
Unabhängiges Verlegen ist in der breiten Öffentlichkeit noch wenig bekannt und ein unverzichtbarer Mosaikstein in einer Buchlandschaft, die in der Themenwahl, der Produktion und natürlich im Handel von großen Monopolen beherrscht wird. Hier sei gesellschaftliches Umdenken notwendig und auch das Handeln der Politik gefragt, verdeutlichte Britta Jürgs, Vorsitzende der unabhängigen Kurt-Wolff-Stiftung, die sich seit vielen Jahren mit diesem Problem beschäftigt: Zahlreiche Gesetzesänderungen und Regularien der letzten Jahre schaden zuallererst den unabhängigen Verlagen. Unter Maßnahmen, die vermeintlich Marktgiganten treffen sollten, leiden zuallererst die Verlage mit wenig finanziellen Rücklagen und Gewinn. Dabei seien es gerade diese Rahmenbedingungen, die zugunsten der Förderung unabhängiger Verlage angepasst werden könnten. Auch der Verleger Christoph Links betonte, dass zum Beispiel ein reduzierter Mehrwertsteuersatz auf Ebooks einer dieser Bausteine wäre, der unabhängigen Verleger*innen unmittelbar nutzen würde.
Die Teilnehmer vertraten an diesem Tag viele konstruktive und durchaus überlegenswerte Positionen, die zugleich als Vorschläge für kulturpolitisches Handeln der LINKEN gedacht waren. Wiederholt wurde auch die Möglichkeit der Anerkennung von Gemeinnützigkeit diskutiert beim Herstellen des Kulturgutes BUCH oder auch nach Genossenschaftsmodellen gefragt, was natürlich Konflikte mit einer möglichen Gewinnerzielungsabsicht nach sich ziehen könnte.
Enorme kulturelle Bedeutung
Es brennt lichterloh, warnte auch der Verleger Jörg Sundermeier die anwesenden Vertreter*innen aus der Fraktion und aus dem Haus der Bundeskulturbeauftragten. Wer über eine mögliche Förderung des Bundes und Fördermodelle in der Zukunft nachdenken wolle, müsse akute Unterstützung im Jetzt und Heute anbieten. Sonst gäbe es in der Zukunft keine unabhängigen Verlage mehr, die häufig unter prekären Bedingungen produzierten.
Das Fazit des Tages erbrachte die wichtige Erkenntnis, dass unabhängige Verlage von enormer kultureller Bedeutung für unsere Gesellschaft sind und an diese nicht Maßstäbe eines Wirtschaftsunternehmens anzulegen sind. Das erfasst weder die realen Arbeitsbedingungen noch die kulturpolitische Bedeutung. Mit dieser Feststellung herrschte Einigkeit zwischen allen Teilnehmenden der Fachtagung.